Worte, die heute keiner mehr sagt

Neulich war ich auf einer Familienfeier. Die Cousine meiner Mutter wurde 60.
Es waren diverse Cousinen zugegen und man unterhielt sich über das Fernsehprogramm.
Gerade war eine Familiensaga gelaufen, rund um eine Tanzschule in den 50er Jahren.
Alle, ich auch, waren total entzückt davon und die älteren Damen
sprachen über die Rolle der Frau, damals und heute.
So kam man auf das Geburtsjahr der Cousine,
und wie sie damals zu ihrem Namen gekommen war.
In der Schwangerschaft hatte ihre Mutter mit Begeisterung
einen Fortsetzungsroman in der Hörzu gelesen.
Die Heldin hieß Anja – so kam die Cousine zu ihrem Namen,
der damals sehr ungewöhnlich war.
Ihr Vater hatte die Namenswahl beim Standesamt besonders begründen müssen.
Trotzdem war er sehr stolz auf sein Baby und eilte zu seinem Bruder,
der als Wirt hinterm Tresen einer Kneipe stand.
Freudestrahlend kommt mein Onkel rein und ruft:
Ich bin Vater geworden!
Alle drehen sich zu ihm und fragen: Und, was ist es denn?
Ein Mädchen? – Ooch, ne Pissmine! wurde er bedauert.
Ein Mädchen, darauf durfte man sich damals nicht viel einbilden.
Wie gut, dass sich die Zeiten geändert haben.
Und der Name Anja ist auch keine Seltenheit mehr.
In diesem Sinne beglückwünsche ich alle stolzen Väter zu ihren gelungenen Töchtern!

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