Seit einiger Zeit bin ich Mitglied in einer Gruppe bei Facebook mit dem Namen „Nähen im Vintage Stil“. Da sieht man die tollsten Sachen und denkt, man müsste auch mal wieder was nähen.
Ausserdem treibe ich mich noch in einer anderen Gruppe herum, die sich nennt „ Ein neues Leben für eine alte Nähmaschine.“
Seit ca 1990 nähe ich auf der alten Maschine meiner Oma, eine Singer 316 G11 aus den 50er Jahren.
Die Maschine hat mich durch alle Prüfungen begleitet und mir immer Glück gebracht. Mittlerweile ist die Stichplatte rund um das Nadelloch ziemlich verschrammt und der Motor wird es auch nicht mehr ewig machen, aber die Maschine näht immer noch sehr gut. Seit ich aber in meiner Lehre die Pfaff 260 kennengelernt habe, war es immer mein Traum, eine zu besitzen. Leider hatte ich nie den Platz für eine Maschine mit Tisch, bis ich Anfang 2017 aufgrund von Jobwechsel mal wieder eine neue Wohnung bezogen habe.
Das erste Teil, was ich für meine Zweitwohnung angeschafft habe, war die Pfaff 260.
Vor allem deswegen, weil jemand bei ebay ganz in der Nähe der Arbeit eine angeboten hatte, genau in meiner Wunsch-Ausführung: Im Tisch, mit Kniehebel.
Leider, leider gab das schöne Stück nach ein paar Nähten den Geist auf.
Ich brachte sie zur (teuren!) Reparatur und für kurze Zeit ging sie wieder, dann geriet die 260 erneut ins Stocken und kam schließlich ganz zum erliegen.
Auf jeden Fall will ich sie nochmal zur Reparatur bringen, aber jetzt suche ich eine wirklich kompetente Werkstatt und jemanden, der mir die Maschine mitsamt Tisch aus dem 1.Stock tragen hilft.
Die erste Werkstatt wollte nämlich nur die Maschine, da hatte ich den Motor abgebaut und alles einzeln hingebracht.
Über diese ganze Geschichte war ich so frustriert, dass ich nach einer weiteren 260er Ausschau gehalten habe und dann eine sehr schöne fand: Version mit Schrank.
Der Preis war ok und der Veräufer wohnte gut erreichbar.
In diese Maschine bin ich nun ganz verliebt!
Wie auf dem beiliegenden Garantieschein zu erkennen, wurde das Gerät 1961 in Düsseldorf gekauft, mit einigem Zubehör. Sie läuft ganz wunderbar, allerdings ist der Motor nicht so stark, wie bei der Maschine mit Tisch.
Auch ist der Schrank nicht so stabil und wackelt immer leicht beim Nähen.
Dafür sieht sie toll aus und lässt sich super im Schrank verstauen.
Vor lauter Euphorie über die neue Maschine brauchte ich nun dringend ein Nähprojekt. In meinem Schrank fehlte mir noch eine Bluse, die man gut beim Tanzen tragen kann. Ich kaufte gleich drei verschiedene Stoffe und entschied mich für den, der am wenigsten nach Hochsommer aussah, um mal einen Schnitt mit Vintage Touch auszuprobieren.
Ganz gut fand ich das Modell „Smooth Sailing Blouse“ von Wearing History, jedoch ist der Schnitt nicht mehr lieferbar. Die Ärmel und den Kragen fand ich da auch etwas zu wuchtig. Dann hat mir jemand (Carmen?) den Butterick 6563 empfolen.
Den Schnitt konnte ich einfach bei Amazon bestellen.
Was heißt einfach? Mir war nicht klar, welche Größe ich brauche. In dem Glauben, meine deutsche Gr.42 würde einer amerikanischen 12-14 entsprechen, wählte ich die Packung Gr.6-14. Als ich dann beim Auspacken die Körpermaßtabelle fand, stellte ich fest, dass ich eher eine Gr.18 gebraucht hätte.
Ich habe dann einen bewährten Blusenschnitt drunter gelegt und es kam mit der Weite in Gr.14 doch ganz gut hin, nur der Brustabnäher war zu klein. Ausserdem fand ich seltsam, dass der Butterick 6563 vorne einen Taillenabnäher hat, hinten jedoch nicht.
Ich habe keine Taille, bestenfalls ein Hohlkreuz. Zuerst wollte ich den Taillenabnäher ins Rückenteil verlegen, aber dann entschied ich mich, ein paar Details einzubauen, die mir bei der Smooth Sailing Bluse gut gefallen hatten. Das war vor allem die Schulterpasse mit Kräuseln.
Für die Passenabtrennung bin ich in der hinteren Mitte 11 cm nach unten gegangen und habe die Schulter 4,5 cm nach vorne verlegt.
Nachdem ich vorne +1,5 cm Vorderlänge eingesperrt hatte, war der Brustabnäher recht groß, so dass ich einen Teil des Abnähers in die Schulter drehen konnte, um dort Kräuselweite zu erhalten. Das Rückenteil habe ich unterhalb der Passe oben in der Mitte 4 cm je Seite aufgedreht. Im Nachhinein finde ich die Kräusel im Rückenteil einen Hauch zuviel. (Anne hatte in der Gruppe kürzlich eine ähnliches Kräuselproblem).
Jetzt wollte ich die Bluse ja gerne auf der neuen alten Pfaff nähen.
Aber dann hatte ich Urlaub, den ich natürlich nicht in der Arbeitswohnung verbringen wollte. So kam die Bluse unter die treue Singer.
Was ich noch am Schnitt geändert habe: Es war vorne ein angeschnittener Beleg für das Halsloch vorgesehen und die Knopflöcher sollten laut Anleitung quer eingeschlagen werden. Das fand ich für eine Bluse ganz komisch und habe eine normale Knopfleiste gemacht. Was mir in dem Moment nicht bewußt war: Der Bubikragen hat keinen Kragensteg. Ich hätte oben erstmal die Reversecke verstürzen müssen. So schnell kann man wieder auftrennen. Wenn ich die Bluse nochmal mache, schneide ich den Beleg am Halsloch wieder an und arbeite wie beim Reverskragen. Jetzt mußte ich ein wenig pfuschen. Da man den Bubikragen aber sowieso nicht offen trägt – für mich auch ein neues Experiment – fällt der Fehler kaum auf.
In Punkto Verarbeitung hatte ich mich für Rechts-Links-Nähte entschieden, nur das Armloch ist mit der Overlock versäubert. (Hierzu gab es in der Gruppe auch kürzlich eine Diskussion). Die Passe ist innen mit Stoff gedoppelt.
Und wie jedes Mal, wenn ich etwas nähe, geht ganz zum Schluß noch etwas schief:
Als ich die fertige Bluse angezogen und wieder ausgezogen habe, blieb der unterste Knopf an einem der Fäden im Knopfloch hängen und hat Fäden gezogen. Das kommt davon, weil ich die Fäden beim Aufschneiden der Knopflöcher nicht gründlich genug weggeschnitten hatte. Jetzt sieht man da so häßliche helle Streifen, weil der Stoff nur dunkel bedruckt ist und nicht durchgefärbt.
Neulich gab es in der Gruppe auch eine Diskussion zum Thema Knopflöcher.
Meine Maschine hat keine Knopfloch-Automatik und nach etwas rumprobieren war ich eigentlich mit den Knopflöchern ganz zufrieden, auch wenn der Abstand in der Mitte zwischen den Raupen etwas breit war. Diese Panne daher als Warnung!
Mittlerweile hat die Bluse die erste Tanzparty und die erste Wäsche überstanden und ich bin bereit für eine neues Projekt.
Das wird aber nun erstmal eine Hose….