Archiv der Kategorie: lifestyle & beauty

Die Jane Fonda von Oberhonnefeld

Seit einiger Zeit habe ich einen neuen Job. Leider nicht in der Nähe meiner geliebten Heimatstadt Dortmund, sondern fernab der Zivilisation im Westerwald. Der Ort, in dem sich mein Arbeitgeber befindet, hat nur 1000 Einwohner. Ausser der Firma gibt es dort höchstens noch einen Angelverein. Ich habe eine kleine Wohnung ein paar Dörfer weiter bezogen, wo es immerhin einen Supermarkt und eine Tankstelle gibt und für den Sommer ein schönes Freibad. Nun werde ich oft gefragt, was ich denn hier so abends mache, so ganz alleine in der fernen Ödnis.
Eigentlich nichts anderes, als vorher auch nach einem langen Arbeitstag.
Auf der Suche nach einer Sportmöglichkeit hatte ich mir schon ein paar Fitness-Studios angeschaut, die mir alle nicht zusagten. Sogar in einer Tanzschule war ich zum Probetraining, doch leider wollte der gutaussehende Mitt-Fünfziger (der mir zur Seite gestellt wurde) das Training nicht mit mir fortsetzen. Eines Abends quoll mal wieder das lokale Anzeigenblättchen aus meinem Briefkasten.
Dort fand ich zwischen den aktuellen Wildschwein-Warnungen und Kettensägen-Seminaren eine kleine Notiz der Volkshochschule: Aerobic-Kurs, noch Plätze frei.
Der Termin passte gut, der Preis war günstig, die Veranstaltung lief im Nachbarort nicht allzu weit.
Schon griff ich zum Hörer und hab mich angemeldet.
Am nächsten Tag bin ich einmal vorbei gefahren, um zu sehen, wo der Kurs wohl stattfindet.
Zuerst konnte ich es gar nicht glauben. Es war nämlich in einem Vorort vom Nachbarort, und der Nachbarort ist nicht groß. Also am alleräußersten Rande der Welt, nur über winzig kleine, schmale Straßen zu erreichen, die sich über die Hügel und Felder nahe der A3 winden.
Am Ziel erwartete mich keine Turnhalle oder Gemeindehaus oder was auch immer man als Ort für einen Aerobic-Kurs erwartet hätte, sondern ein großes apricot-farbenes Haus, das sehr privat aussah. Doch als ich mich bei meinen Kollegen erkundigte, wunderte sich niemand. Das sei auf jeden Fall der richtige Ort.
Dann kam der erste Kurs-Abend. Trotz der Recherche im Vorfeld habe ich mich verfahren und kam zu spät. Hinter der Haustüre erwartete mich ein sehr privat wirkendes Treppenhaus mit Topfblumen, aus dem Keller hörte man Stimmen. Hier war ich richtig. Der Kursraum war zwar klein, aber es sollten ja auch nur 10 Teilnehmer sein. Der Partykeller dient als Umkleide: dort grüßen Pferdebilder von den Wänden, alte Hufeisen dienen als Garderobenhaken und über dem Tresen hängt eine alte Holz-Egge.
Die größte Überraschung war jedoch die Trainerin selbst. Bei ihrem Namen hatte ich keine junge Frau erwartet, aber Hildegard Runkel hätte locker meine Mutter sein können. Und ich bin auch nicht mehr die jüngste. Das Training war spitze. Bei Hilde im Keller lief fetzige Musik, es gab lustige Sprüche und fordernde Übungen. Hilde selbst turnt alles mit und achtet gleichzeitig darauf, daß alle richtig mitmachen. Und sieht dabei auch noch klasse aus. Schlank und geschmeidig bewegt sie sich im Takt, trägt Stirnband und Stulpen und ein Glitzershirt. Alter? Egal!
Neulich lief im TV eine Preisverleihung, bei der die echte Jane Fonda zu sehen war.
Sie ist genau der Typ. Jetzt freue ich mich jede Woche schon auf das Training im Keller am Ende der Welt. Es motiviert mich sehr, wenn ich sehe, wie fit man sein kann, auch weit jenseits der 30.
Und wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr ja mal auf die Webseite der fitten Hilde schauen:

http://www.hilde-runkel.de

sugar sugar honey

Bevor ich weitermache mit Zigaretten und grauen Haaren,
heute mal ein paar Eindrücke zum Thema Körperbehaarung:
Neulich auf einer Party saß ich mit ein paar Leuten in der Runde,
es ging von Hölzchen auf Stöcksken
und auf einmal höre ich den Mann neben mir sagen,
er sei vor dem Urlaub nochmal beim „sugaring“ gewesen.
Das hätte sich nicht so schlimm angehört, wie „waxing“
Huahahahahi! Vor Lachen wäre ich fast vom Stuhl gefallen
und konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen, ob er dachte,
da würde man abgeleckt. Ok, es ging um einen Urlaub am Strand
und erst neulich las ich in einer Frauenzeitschrift die Kolumne
von einem männlichen Journalisten, der sich – seiner Frau zuliebe! –
vor dem Urlaub in einem Waxing-Studio enthaaren ließ.
Danach hatte er auch gleich ein Thema für seine Kolumne.
Na schön, ich höre sowas nicht zum ersten Mal, aber
ich bin so sehr von vorgestern, daß ich es ganz komisch finde,
wenn Männer öfter als alle 6 Wochen zum Friseur gehen
und ihren Körper als Gesamtkunstwerk verstehen.
Allseits bekannt ist meine Meinung zum Thema Männerfrisur, die da lautet:
Nacken frei, Ohren frei oder Sack über den Kopf.
Bärte gehen ebenfalls gar nicht.
Für mich bitte am liebsten 2x täglich rasieren, damit beim Knutschen nichts kratzt.
Mindestens aber alle 3-5 Tage, sonst sieht der Mann für mich aus,
wie der letzte Heckenpenner.
Ist doch absurd, sich sonstwo zu rasieren, nur nicht im Gesicht.

Ich erinnere mich an ein Erlebnis im Urlaub, es war auf einer Gruppenreise.
Ein Typ gefiel mir. Er flirtete kess und passte optisch in mein Beuteschema.
Cremst du mir den Rücken ein? fragte er, da konnte ich nicht nein sagen.
Es knisterte nicht nur von den Sonnenstrahlen auf der Haut.
Da wurde die Rückenmassage großzügig ausgedehnt.
Bis mir auffiel, daß er sich die Achselhaare rasiert hatte. Ich war irritiert.
Der war doch nicht schwul?! Vielleicht machte er eine extreme Sportart,
für die man sich rasieren musste?
Damals Anfang der 00er Jahre kam es gerade erst auf,
daß auch Männer sich die Körperbehaarung rasierten.
Wie der Sonnenanbeter unter der Badehose aussah, konnte ich nicht feststellen.
Auch habe ich mich nicht getraut, ihn nach dem Grund zu fragen.
Damals fand ich es seltsam und irgendwie unmännlich.
Dabei waren in Deutschland lange Achselhaare bei Frauen
in den 80ern noch gang und gäbe,
man denke an die ersten Fernseh-Auftritte der berühmten Nena.
Erst zu Beginn der 90er setzte sich die Rasur
von Achsel-, Bein- und Schambehaarung durch,
was vielleicht auch mit der Mode der String-Tangas zusammenhing.
Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen,
mit langen Achselhaaren rumzulaufen
und mag sein, für manche Männer ist es ähnlich.

Vor kurzem kam ich in der Sauna mit einem Mann ins Gespräch.
Der Mann war sehr stark behaart. Als mein Blick auf ihn fiel,
versuchte ich ihn mir beim „sugaring“ vorzustellen. Aua!
Irgendwie musste er das mitbekommen haben,
denn von sich aus kam er darauf zu sprechen.
Er erklärte, aufgrund eines genetischen Defekts sei er gezwungen,
sich die Arme regelmäßig mit einem Testosteron-Gel einzureiben.
Daher die starke Behaarung. So etwas habe ich noch nie gehört.
Vielleicht stimmte es. Vielleicht war es auch nur die originelle Anmache
eines extrem behaarten Typen.
Ehrlich gesagt, ich wollte es gar nicht so genau wissen.

Und nun macht Euch die Haare schön und ab ins Freibad!

warum ich nie mit dem Rauchen angefangen habe

In meiner Kindheit wurde nicht viel geraucht. Meine Eltern waren beide Nichtraucher, vor allem mein Vater war recht militant und mir ein großes Vorbild. Wenn bei uns einmal ein Raucher zu Besuch war, roch man es schon oben an der Haustüre, selbst wenn der Besucher nur im Keller bei meinem Vater im Büro eine gequalmt hatte. Und die erwachsenen Raucher meiner Kindheit regten mich auch nicht zum Nacheifern an. Meine Oma rauchte „Eve“, eine extra lange, extra schlanke Marke für die Lady. Die Zigaretten wurden in einer Schmuckschachtel mit Emaillemotiv aufbewahrt und ich mochte den Tabak-Geruch, wenn man den Deckel aufmachte. Jedoch rauchte sie nur gelegentlich mit ihren Freundinnen und nie vor meinen Augen, so daß ich meine Oma nicht als Raucherin gesehen habe. Dann gab es die Frau von meinem Onkel. Sie war Alkoholikerin und starb später auch den Folgen dieser Krankheit. Als Kind wusste ich das natürlich nicht. Ich mochte sie nicht, weil sie auf den Familienfeiern immer so künstlich laut und aufgedreht war und viel geraucht hat. Oder unseren Nachbarn, den Bauern. Es gab ihn nicht ohne Kippe zwischen den Zähnen, bis er ungefähr mit 50 im Stall einen Herzinfarkt erlitt. Im nachbarschaftlichen Wohnzimmer stand immer so ein Dreh-Aschenbecher auf dem Tisch. Damit habe ich gerne rumgespielt. Vermutlich war es im Wohnzimmer sehr staubig und verraucht, aber daran erinnere ich mich gar nicht. Der Bauer war ein jähzorniger, großer, kräftiger Mann, der sich einen Spaß daraus machte, mich kleines Mädchen in den Schwitzkasten zu nehmen. Dann zückte er eine Nagelschere aus den Taschen seiner grünen Latzhose und drohte damit, meine Zöpfe abzuschneiden. Ich fürchtete um mein Leben! Und dann gab es noch meinen Klavierlehrer, der mich ca von meinem 10.-14. Lebensjahr an gequält hat. Nicht nur, dass ich den Unterricht gehasst habe, der Mann war auch noch Kettenraucher. Ernte 23. Und er mochte mich. Wenn ich in meinen selbstgestrickten Mohairpullis zum Unterricht erschien, wurde ich herzlich umarmt, mit brennender Kippe in der Hand. Jedes Mal hatte ich Angst, in Flammen aufzugehen. Seine Finger waren ganz gelb verfärbt von den vielen Zigaretten und weil ich nie geübt hatte konnte ich nichts. Lust hatte ich auch nicht. Daher gab der Klavierlehrer oft seine Künste für mich zum besten und setzte sich selbst ans Klavier. Am Ende der Tastatur stand der Aschenbecher, in dem immer eine angerauchte Fluppe qualmte und die Tasten waren immer von Asche bedeckt. Ich weiß nicht, ob er später gesundheitliche Probleme bekam. Auf jeden Fall war ich überglücklich, als ich mir endlich ein Herz fasste und meinen Eltern klarmachen konnte, dass ich wirklich nicht mehr zum Klavieruntericht will. Kann man sich das heutzutage noch vorstellen? Ein Klavierlehrer, der im Unterricht raucht?

Endlich Nichtraucher

Gestern war ich auf einem Konzert. Der Mann am Klavier hatte eine Zigarette zwischen den Lippen und klimperte vergnügt, während das Aschehütchen an seiner Kippe immer länger und länger wurde. Während des ganzen Auftritts behielt er den Stummel im Mund und fühlte sich sichtlich wohl. Da fiel mir ein, dass ich eine Serie zum Thema Zigaretten schreiben wollte. Gerade gewöhnt sich wieder jemand in meinem Bekanntenkreis das Rauchen ab und erst neulich war in der Brigitte ein Artikel von Til Raether zum Thema „Rauchen in der Beziehung“. Ich mag den Stil von Herrn Raether und dachte, das kann ich doch auch. Ich selbst bin, anders als er, Nichtraucher, von Geburt an. Ich bin recht undiszipliniert und könnte mir so ein Laster niemals abgewöhnen. Deshalb fasziniert es mich, wenn überzeugte Kettenraucher davon wieder loskommen. Da frage ich gerne nach, woher der Sinneswandel und das Durchhaltevermögen kommen. Viele sagen so etwas wie: >Ich habe mit dem Joggen angefangen und gemerkt, dass ich ohne Zigaretten viel besser Luft bekomme.< Oder: >Ich habe meine Wohnung renoviert und als ich die Gardinenstange abmontiert habe, war die voller Teer. So sieht es ja dann in meiner Lunge aus, dachte ich. Danach habe ich aufgehört.< Oder: >Rauchen ist jetzt überall verboten und ich gehe gerne tauchen, da habe ich einen Entwöhnungskurs gemacht und bin jetzt Nichtraucher.< Einmal traf ich jemand auf einer Party, der gerade dabei war, so einen Kurs zu besuchen. Stolz erklärte er mir, bei ihm habe es jetzt „klick“ gemacht. Der mentale Durchbruch sei ihm gekommen, als der „Dozent“ ein Diagramm aufgemalt habe. (Er malte es gleich auf einen Bierdeckel für mich) Es sah so aus: X/Y-Achse mit den Koordinaten Gute Laune / Tagesverlauf, dazu zwei Kurven, einmal Raucher, einmal Nichtraucher. Während der Nichtraucher in diesem Diagramm den ganzen Tag konstant gute Laune zu haben schien, hatte der arme Raucher immer nur kurze Hochphasen nach einer Zigarette und kam den ganzen Tag nicht an das Stimmungsniveau des Nichtrauchers heran. (wie albern, dachte ich mir, der hat wohl noch nie was von Hormonschwankungen und PMS gehört). Alle Jahre wieder treffe ich diesen Mann auf der immer gleichen Party und – oh Wunder – er ist tatsächlich Nichtraucher geworden und nun seit ein paar Jahren „trocken“. Vielleicht kann ich als ewiger Nichtraucher da nicht mitreden, aber ich freue mich für jeden, der von der Sucht loskommt. Und beim nächsten Mal erzähle ich, warum ich nie Raucher geworden bin.

wieder geht ein Jahr…

In meinem Freundeskreis stehen alle kurz vor ihrem 50, einige auch schon dahinter, und viele stürzt die Aussicht auf die dicke Null in eine Lebenskrise. Zu meiner Verwunderung freut sich niemand über all die überstandenen Jahre, stattdessen hadert man mit Äußerlichkeiten. Viele lassen sich eine Tätowierung stechen, ich kenne auch jemand, bei dem die Entfernung der Tätowierung schiefgegangen ist. Ich kenne jemand, der sich den Rücken mit Wachs enthaaren lässt, ich kenne jemand, der sich Haare auf dem Kopf verpflanzen ließ, ich kenne jemand, der schon Botox ausprobiert hat, ich kenne jemand, der eine Einladung zur Botox-Party ausgeschlagen hat. Ich traf Frauen, die sich die Brüste haben vergrößern oder verkleinern lassen und natürlich färben sich fast alle Frauen und auch einige Männer in meinem Umfeld die Haare.

Meine grauen Haare sind seit Jahrzehnten immer wieder Anlass für erstaunt-entsetze Bemerkungen. Die ersten entdeckte ich im Alter von 27 Jahren auf der Toilette bei der Arbeit. Der Job war furchtbar und auf dem Klo schien erbarmungsloses Neonlicht, als meine müden Augen im Spiegel ein paar graue Haare an den Schläfen erspähten. Welche Freude! Endlich ein deutliches Zeichen, dass ich kein kleines Doofchen mehr war. Zum ersten Mal angesprochen auf meine grauen Haare wurde ich mit 29 von der Pflegerin meiner Oma, die kaum älter war als ich. Bei einem Besuch, ich trug eine Haarspange, um die Augen frei zu haben, blieb ihr Blick an meinem Kopf hängen. Ihre Augen wanderten über mein Haupt und machten mich nervös. Ich fing schon an, meinen Kopf abzutasten, ob sich dort vielleicht ein ekliges Insekt befände, als die Pflegerin sehr erstaunt den Mund öffnete: Susanne?! Wie alt bist Du denn?! (starker polnischer Akzent) Ich: 29. Sie: (stotternd) Ja, aber du hast ja graue Haaaare! In der Art erlebe ich es seitdem immer wieder und wieder. Mit Anfang 30 habe ich mir blonde Strähnchen färben lassen. Nicht wegen der grauen Haare, sondern weil mein Haar ansonsten die Farbe von nassem Sand hat und so glatt ist, wie Schnittlauch. Ich wollte etwas Pepp in die Frisur bringen. Das ging schief. Als ich aus dem Friseursalon kam, war ich nicht lebhaft gesträhnt, sondern einfach überblond. Um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, ging ich zu einem anderen Friseur. Und war begeistert! So hatte ich mir Strähnchen vorgestellt! Über Jahre hinweg blieb ich dem Friseur treu, bis er seinen Laden aufgab. Seitdem habe ich keinen adäquaten Ersatz gefunden. Ausserdem sind über die Jahre die grauen Haare immer mehr geworden und ich finde, es sieht echt blöd aus, wenn die gefärbten Haare raus wachsen und man hat einen grauen Ansatz. Auf jeden Fall deutlich blöder, als ein dunkelblonder Ansatz. Ich wollte Schluss machen mit der Färberei. Es war ja auch furchtbar teuer und zeitaufwändig. Die Gelegenheit war günstig, da ich es schon ein paar Monate nicht zum Friseur geschafft hatte. Eines Tages sagte ich arglos zu meinem Freund: „morgen gehe ich zum Friseur“ Wir saßen im Biergarten, hatten eine lange Radtour hinter uns. Er blickt erfreut und sagt: “Ja? Lässt Du dann die grauen Haare wegmachen?“ Danach habe ich nur noch geheult. So sehr, dass mir die Bedienung eine Rose geschenkt hat. Ich konnte nicht mehr aufhören. Wenn mein Partner, seinerseits auch mit grauen Schläfen, mich gerne ohne graue Haare gewollt hätte, wäre unsere Beziehung in meinem 27. Lebensjahr zu Ende gewesen. Als wir uns kennen lernten, war ich 37. Ihm zuliebe habe ich dann doch wieder Strähnchen färben lassen. Es wurde aber nicht so richtig gut. Mehrfach wurde ich angesprochen: „Du hast aber komische, blonde Strähnchen“. Das war´s. Dafür setze ich mich nicht alle paar Wochen 2 Stunden zum Friseur und zahle ein Vermögen. Einmal, als der letzte Friseurbesuch mit Farbe schon eine Weile zurück lag, traf ich die Schwiegereltern meines Bruders, beide Ende 60. Sie sehen mich und schlagen entsetzt die Hände vor den Mund: Du hast ja graue Haaare! Da war ich 45. Ein anderes Mal treffe ich einen alten Bekannten, den ich wirklich Jahrzehnte nicht gesehen hatte. Er, bestimmt 10 Jahre älter als ich und stark ergraut, begrüßt mich mit einer Bemerkung über meine grauen Haare. Dann habe ich angefangen, das Produkt „Renature“ zu verwenden. Ich war neugierig, wie es wirken würde und fand es ganz ok. Die Anwendung ist einfach, geht schnell und ist auch nicht teuer. Aber meine grauen Haare verwandeln sich damit nur zurück in ihr ursprüngliches mausblond. Der Effekt ist nicht vergleichbar mit mehrfarbig brillant-blonden Strähnen vom Friseur. Alle 3 Wochen muss man nachlegen, wenn es nicht auffallen soll. Nach einem Jahr bekam ich Probleme mit der Kopfhaut. Obwohl ich jetzt nichts mehr färbe, sind die Probleme immer noch da. Und die doofen Sprüche sowieso. Zuletzt vor ein paar Tagen. Ein langjähriger Freund, der mich regelmäßig zu sehen bekommt, bestaunte und kommentierte mein Haar. Es nervt! Vielleicht liegt es daran, dass sich viele Menschen, auch Männer, mit grauen Haaren nicht wohl fühlen und ihre Haare färben. Neulich las ich ein Interview mit Tom Jones, der mit 65 damit aufgehört hat. Der Anblick ist einfach zu ungewohnt.

Als Kind waren meine Haare nie ordentlich genug gekämmt und gezopft. Egal, wie viel Mühe ich mir gegeben hatte, mein glattes Haar noch glatter zu kämmen, immer hatte meine Mutter etwas daran zu mäkeln. Selbst heute noch begrüßt sie mich regelmäßig mit Kritik an meiner langweiligen Frisur. Damals, als Teenie träumte ich davon mir die Haare blau zu färben, nur um meine Mutter zu schocken. Natürlich habe ich mich nie getraut. Heute stelle ich fest, ist es viel schockierender, sich die Haare nicht zu färben. Dabei gefallen mir meine grauen Haare. Die Farbe ist lebhafter, die Haare sind dicker, so, wie ich es immer vermisst hatte. Und wenn ich mich umschaue, finde ich graue Haare bei anderen auch nicht hässlich. Die Haarfarbe ist für mich vor allem eine Laune-Sache. Wer färben will, der soll es machen. Vielleicht bekomme ich ja auch eines Tage wieder Lust darauf.

Und bis dahin trage ich eine meiner bunten Perücken, wenn ich eine neue Haarfarbe brauche!