Archiv der Kategorie: die das Leben schreibt

Winterspaziergang im Lockdown

Seit ein paar Wochen gehen wir jeden Sonntag spazieren. Zum Radfahren ist es uns zu kalt, im Garten ist nicht viel zu tun und im Corona-Winter bleiben andere Hobbys auf der Strecke. Apropos Strecke, an einem Sonntag wollten wir eine größere Runde drehen. Wir starteten in Einchlinghofen und unterwegs schlugen wir spontan den Weg nach Hombruch ein. Kaum waren wir ein paar Schritte in diese Richtung gelaufen, kam uns ein Pärchen entgegen, dass wir flüchtig aus dem Dortmunder Nachtleben kannten. Oft hatten wir schon zusammen gefeiert, als man sich noch in Bars und Clubs treffen konnte. Jetzt trifft man sich beim Spaziergang und fühlt sich wie ein Frührentner.

Eine Woche zuvor waren uns die zwei auch schon begegnet, an ganz anderer Stelle aber um dieselbe Zeit. Wir blieben für einen kurzen Plausch auf dem Feldweg stehen, natürlich mit Abstand, und trennten uns in entgegengesetzte Richtungen. Eine halbe Stunde später kamen sie und aber schon wieder entgegen, an einer Wegeskreuzung.

Wir verabschiedeten uns mit den Worten „dann bis nächsten Sonntag“

Mein Freund kam auf die Idee, rauf nach Hombruch zu laufen um zu schauen, ob die Eisdiele geöffnet hat. Dafür nimmt man den steilen Anstieg vom Rüpingsbach gerne in Kauf! Aber als wir an der Eidiele ankamen – zu unserer Freude war geöffnet – mußten wir feststellen, dass keiner von uns an Bargeld gedacht hatte. Ursprünglich wollten wir auch einen völlig anderen Weg gehen an diesem leicht verschneiten Wintertag.

Und dann lockte plötzlich das Verkaufsfenster von Eisdiele Tiziana mit Kaffee, Glühwein, Eis und Kuchen.

Mein Freund hätte gerne mit einer App auf dem Handy gezahlt, aber das ging dort nicht.

Wir müssen sehr traurig drein geschaut haben, denn die Frau am Fenster sagte einfach: „Sie können auch später zahlen“. Wir waren so überrascht, dass wir erstmal abgelehnt haben. „Doch, keine Problem, nehmen Sie einen Kaffee!“ Ja, wer kann da noch Nein sagen? Mit einem heißen Espresso Macchiato im Blut schafften wir schnell den Rückweg und mein Freund hat abends noch den Kaffee bezahlt.

Warum ich das alles schreibe?

Dieses Erlebnis hatte ich als Kurzfassung bei Facebook geteilt, in der Gruppe „Wir lieben Hombruch“. Es ist ein gutes Beispiel, warum wir Hombruch lieben.

Nicht gerechnet hatte ich mit so einer großen Resonanz. Im Netz wird fast jedes Posting mit Hasskomentaren versehen, aber hier gab es nur begeisterte Reaktionen.

Eine Woche später haben wir den Spaziergang wiederholt, diese Mal mit Geld in der Tasche. Die Chefin der Eisdiele war wieder am Fenster und erzählte, dass ihre Gäste sie auf unser Erlebnis mit dem großzügigen Kaffee angesprochen hätten. Hoffentlich wollen jetzt nicht alle anschreiben lassen.

Es war jedenfalls nicht mein letzter Besuch dort und wenn Ihr mal in Hombruch seid, gönnt Euch ein Eis bei Tiziana neben der Apotheke am Markt.

Büro-Talk

Neulich kam eine Kollegin vom Zahnarzt, doch anstatt zu jammern fing sie an, von dem gut aussehenden, charmanten Arzt und seiner tollen Praxis zu schwärmen.
So sehr, dass wir uns gefragt haben, was er ihr wohl in die Spritze getan hatte.
Als die Kollegin auch noch schwärmte, wie nett der Arzt seiner Helferin an den Arm gefasst hätte, gingen gleich die Spekulationen los, was der Arzt mit der Assistentin auf dem Behandlungsstuhl wohl alles treiben könnte. Es war ein heißer Tag und allen fiel es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Von Hölzchen auf Stöcksken kam dann eine andere Kollegin mit einem Schwank aus ihrem Leben:
Die Kirmes im Nachbarort ist hier auf dem Land immer ein großes Ereignis. Alle sind da, vor allem abends im Festzelt. Wie die Kollegin mit einer Freundin zur Toilette geht – Frauen gehen ja immer zusammen – bemerken die beiden ein Pärchen in einer Toilettenkabine. Schnell ist auch klar, wer sich da mit wem vergnügt und dass die beiden eigentlich gar nicht zusammen gehören. Meine Kollegin in feucht-fröhlicher Stimmung hat zufällig einen leeren Bierkrug zur Hand. Ein Blick reicht, schon ist der Krug mit Wasser gefüllt und SCHWAPP! oben über die Toilettentüre auf das Pärchen in Aktion gekippt. Schnell aus dem Staub machen und sich nichts anmerken lassen, als die beiden Triebtäter mit nassen T-Shirts zurück in den Saal kommen!
Die Kollegin muss heute noch lachen, wenn sie die beiden sieht,
obwohl der Spaß schon lange her ist.
Wir lachen mit!

Auf dem Dach

Neulich war ich bei meinen Eltern. Es war der erste warme Frühlingstag und es war ein besonderer Tag, denn meine Mama war aus dem Krankenhaus entlassen worden. Obwohl es ihr immer noch ziemlich schlecht ging, saß sie nun wenigstens auf ihrem Sofa mit Blick auf den wunderschönen Garten. Mein Bruder hatte mich gebeten, den Gärtner zu bestellen, damit er die Dachrinne und möglichst auch das Dach von Laub und Dreck befreien sollte. Allerdings meinte mein Bruder, der Gärtner würde sich scheuen, auf das Dach zu steigen, gegebenenfalls wolle er dann selber nacharbeiten. Mein Bruder und klettern? dachte ich und war beunruhigt. Das Dach war doch immer mein Revier gewesen. Dort hoch gehen und ein wenig Laub fegen, das konnte ich doch machen. Der türkische Gärtner meiner Mutter ist ein charmanter Typ und flirtet für sein Leben gern. Beim ersten Mal war ich ganz schön irritiert. Arbeiten kann er aber auch. Als ich ihm erklärte, was zu tun sei und dass ich aufs Dach gehen würde, machte er große Augen. Natürlich kam er sofort mit rauf. Das Wetter war herrlich und auch wenn es ganz schön anstrengend war, hat es doch großen Spaß gemacht, die ganze Zeit Komplimente mit türkischem Akzent zu bekommen. Wir saßen auf dem Dachfirst für eine Zigarettenpause und er strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Ziemlich kess fand ich das für einen treuen (?) Familienvater! Also machte ich mir einen Spaß und erzählte, dass ich 13 Jahre alt gewesen bin als wir 1982 das Dach ausgebaut haben. Lustig, wie der Gärtner anfing, auf türkisch an den Fingern abzuzählen, wie alt ich wohl jetzt sein müsste. Er kam zu dem Ergebnis, dass wir ungefähr gleich alt sind. Und dann war es auf einmal egal, dass wir auf dem Dach saßen, nicht weil es verboten war, sondern um dort zu arbeiten. Der Garten lag unter uns im rosigen Schimmer der Kirschblüten, die Aussicht war immer noch so grandios, wie vor 30 Jahren und es machte keinen Unterschied, ob man nun 18 oder 48 war. Sogar die Dachpfannen waren noch erstaunlich gut in Schuss. Und auch wenn ich mich nicht getraut habe, über den First zu balancieren – es hat sich immer noch genauso gut angefühlt, wie früher: Ganz oben zu sein!

Die Jane Fonda von Oberhonnefeld

Seit einiger Zeit habe ich einen neuen Job. Leider nicht in der Nähe meiner geliebten Heimatstadt Dortmund, sondern fernab der Zivilisation im Westerwald. Der Ort, in dem sich mein Arbeitgeber befindet, hat nur 1000 Einwohner. Ausser der Firma gibt es dort höchstens noch einen Angelverein. Ich habe eine kleine Wohnung ein paar Dörfer weiter bezogen, wo es immerhin einen Supermarkt und eine Tankstelle gibt und für den Sommer ein schönes Freibad. Nun werde ich oft gefragt, was ich denn hier so abends mache, so ganz alleine in der fernen Ödnis.
Eigentlich nichts anderes, als vorher auch nach einem langen Arbeitstag.
Auf der Suche nach einer Sportmöglichkeit hatte ich mir schon ein paar Fitness-Studios angeschaut, die mir alle nicht zusagten. Sogar in einer Tanzschule war ich zum Probetraining, doch leider wollte der gutaussehende Mitt-Fünfziger (der mir zur Seite gestellt wurde) das Training nicht mit mir fortsetzen. Eines Abends quoll mal wieder das lokale Anzeigenblättchen aus meinem Briefkasten.
Dort fand ich zwischen den aktuellen Wildschwein-Warnungen und Kettensägen-Seminaren eine kleine Notiz der Volkshochschule: Aerobic-Kurs, noch Plätze frei.
Der Termin passte gut, der Preis war günstig, die Veranstaltung lief im Nachbarort nicht allzu weit.
Schon griff ich zum Hörer und hab mich angemeldet.
Am nächsten Tag bin ich einmal vorbei gefahren, um zu sehen, wo der Kurs wohl stattfindet.
Zuerst konnte ich es gar nicht glauben. Es war nämlich in einem Vorort vom Nachbarort, und der Nachbarort ist nicht groß. Also am alleräußersten Rande der Welt, nur über winzig kleine, schmale Straßen zu erreichen, die sich über die Hügel und Felder nahe der A3 winden.
Am Ziel erwartete mich keine Turnhalle oder Gemeindehaus oder was auch immer man als Ort für einen Aerobic-Kurs erwartet hätte, sondern ein großes apricot-farbenes Haus, das sehr privat aussah. Doch als ich mich bei meinen Kollegen erkundigte, wunderte sich niemand. Das sei auf jeden Fall der richtige Ort.
Dann kam der erste Kurs-Abend. Trotz der Recherche im Vorfeld habe ich mich verfahren und kam zu spät. Hinter der Haustüre erwartete mich ein sehr privat wirkendes Treppenhaus mit Topfblumen, aus dem Keller hörte man Stimmen. Hier war ich richtig. Der Kursraum war zwar klein, aber es sollten ja auch nur 10 Teilnehmer sein. Der Partykeller dient als Umkleide: dort grüßen Pferdebilder von den Wänden, alte Hufeisen dienen als Garderobenhaken und über dem Tresen hängt eine alte Holz-Egge.
Die größte Überraschung war jedoch die Trainerin selbst. Bei ihrem Namen hatte ich keine junge Frau erwartet, aber Hildegard Runkel hätte locker meine Mutter sein können. Und ich bin auch nicht mehr die jüngste. Das Training war spitze. Bei Hilde im Keller lief fetzige Musik, es gab lustige Sprüche und fordernde Übungen. Hilde selbst turnt alles mit und achtet gleichzeitig darauf, daß alle richtig mitmachen. Und sieht dabei auch noch klasse aus. Schlank und geschmeidig bewegt sie sich im Takt, trägt Stirnband und Stulpen und ein Glitzershirt. Alter? Egal!
Neulich lief im TV eine Preisverleihung, bei der die echte Jane Fonda zu sehen war.
Sie ist genau der Typ. Jetzt freue ich mich jede Woche schon auf das Training im Keller am Ende der Welt. Es motiviert mich sehr, wenn ich sehe, wie fit man sein kann, auch weit jenseits der 30.
Und wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr ja mal auf die Webseite der fitten Hilde schauen:

http://www.hilde-runkel.de

Rollbrett 4.0

Ich habe eine neue Wohnung.
Und was ich dafür brauche, kaufe ich größtenteils bei ebay.
Neulich kaufte ich einen Teppich von einem Herrn in Köln.
Als ich in seiner Wohnung stand, fiel mir ein komisches Holzbrett
auf dem Boden auf. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, es war ein „Rollbrett“

http://www.rollerbone.com/de/products/rollerbone-1-0

Dieses Sport- & Spielgerät hatte mein Vater geliebt.
Als ich klein war, hat er es mir oft vorgemacht.
Wann immer ihm ein dickes Rundholz oder Rohrstück in die Hände fiel,
rief er, guck mal: daraus kann man ein tolles Rollbrett bauen!
Dann suchte er irgendwo ein Brett hervor und zeigte uns,
wie man darauf balanciert und hin und her wippt.
Das war gar nicht so einfach!
Neugierig fragte ich den Mann, was er mit dem Brett trainieren würde.
Sogleich bekam ich eine Kostprobe seines Könnens.
Er sprang auf das Brett, wippte hin und her und auf und ab
und erklärte, das sei gut für die Rumpfmuskulatur.
Das bräuchte man beim Surfen.
Ach ja? Das Surfbrett in der Wohnung war also gar kein Dekorationsobjekt.
Ich erzählte ihm von meinem Vater, der sein Studium in Köln verbracht
und mit Anfang 60 noch einen Kurs im Kitesurfen belegt hatte.
Ehrlich gesagt habe ich in meinem Leben bisher keine weitere Person getroffen,
die mir auf so einem Brett etwas vorgeturnt hat.
Das Brett sei aber keine Kölner Erfindung, meinte der Mann.
Dann stellte er seine Rumpfmuskulatur erneut unter Beweis,
indem er mir den Teppich ganz alleine die 4 Etagen nach unten ins Auto brachte.
Heute wäre mein Vater 76 geworden. Gerne hätte ich ihm die Geschichte erzählt.

Allen Lesern wünsche ich fröhliche Weihnachten!

Salute!

Gestern Abend beim Italiener:

Am Nachbartisch saß ein Paar um die 70,
sie waren schon fertig mit dem Essen.
Wir auch, man prostete sich zu und kam ins Gespräch
– natürlich über das heiße Wetter:
Wir: Ach, so langsam geht es ja wieder mit den Temperaturen…
Sie: Och, ich hab das gern so, da komme ich gut mit klar.
Aber die Leute meckern ja immer.
Er: Bei uns meckert nur meine Frau.
Sie: Jetzt lass mich doch mal in Ruhe meinen Wein austrinken!
Er: Immer werde ich unter Druck gesetzt. (Steht auf und zieht die Jacke an)
Sie: stürzt den Wein runter.
Wir: Oh, jetzt mussten Sie den schönen Wein so hastig runterstürzen.
Sie: Ach was! Ich trinke gleich zu Hause noch zwei, dann ist alles wieder gut.
Wir: Ja, dann noch einen schönen Abend!

warum ich nie mit dem Rauchen angefangen habe

In meiner Kindheit wurde nicht viel geraucht. Meine Eltern waren beide Nichtraucher, vor allem mein Vater war recht militant und mir ein großes Vorbild. Wenn bei uns einmal ein Raucher zu Besuch war, roch man es schon oben an der Haustüre, selbst wenn der Besucher nur im Keller bei meinem Vater im Büro eine gequalmt hatte. Und die erwachsenen Raucher meiner Kindheit regten mich auch nicht zum Nacheifern an. Meine Oma rauchte „Eve“, eine extra lange, extra schlanke Marke für die Lady. Die Zigaretten wurden in einer Schmuckschachtel mit Emaillemotiv aufbewahrt und ich mochte den Tabak-Geruch, wenn man den Deckel aufmachte. Jedoch rauchte sie nur gelegentlich mit ihren Freundinnen und nie vor meinen Augen, so daß ich meine Oma nicht als Raucherin gesehen habe. Dann gab es die Frau von meinem Onkel. Sie war Alkoholikerin und starb später auch den Folgen dieser Krankheit. Als Kind wusste ich das natürlich nicht. Ich mochte sie nicht, weil sie auf den Familienfeiern immer so künstlich laut und aufgedreht war und viel geraucht hat. Oder unseren Nachbarn, den Bauern. Es gab ihn nicht ohne Kippe zwischen den Zähnen, bis er ungefähr mit 50 im Stall einen Herzinfarkt erlitt. Im nachbarschaftlichen Wohnzimmer stand immer so ein Dreh-Aschenbecher auf dem Tisch. Damit habe ich gerne rumgespielt. Vermutlich war es im Wohnzimmer sehr staubig und verraucht, aber daran erinnere ich mich gar nicht. Der Bauer war ein jähzorniger, großer, kräftiger Mann, der sich einen Spaß daraus machte, mich kleines Mädchen in den Schwitzkasten zu nehmen. Dann zückte er eine Nagelschere aus den Taschen seiner grünen Latzhose und drohte damit, meine Zöpfe abzuschneiden. Ich fürchtete um mein Leben! Und dann gab es noch meinen Klavierlehrer, der mich ca von meinem 10.-14. Lebensjahr an gequält hat. Nicht nur, dass ich den Unterricht gehasst habe, der Mann war auch noch Kettenraucher. Ernte 23. Und er mochte mich. Wenn ich in meinen selbstgestrickten Mohairpullis zum Unterricht erschien, wurde ich herzlich umarmt, mit brennender Kippe in der Hand. Jedes Mal hatte ich Angst, in Flammen aufzugehen. Seine Finger waren ganz gelb verfärbt von den vielen Zigaretten und weil ich nie geübt hatte konnte ich nichts. Lust hatte ich auch nicht. Daher gab der Klavierlehrer oft seine Künste für mich zum besten und setzte sich selbst ans Klavier. Am Ende der Tastatur stand der Aschenbecher, in dem immer eine angerauchte Fluppe qualmte und die Tasten waren immer von Asche bedeckt. Ich weiß nicht, ob er später gesundheitliche Probleme bekam. Auf jeden Fall war ich überglücklich, als ich mir endlich ein Herz fasste und meinen Eltern klarmachen konnte, dass ich wirklich nicht mehr zum Klavieruntericht will. Kann man sich das heutzutage noch vorstellen? Ein Klavierlehrer, der im Unterricht raucht?

Endlich Nichtraucher

Gestern war ich auf einem Konzert. Der Mann am Klavier hatte eine Zigarette zwischen den Lippen und klimperte vergnügt, während das Aschehütchen an seiner Kippe immer länger und länger wurde. Während des ganzen Auftritts behielt er den Stummel im Mund und fühlte sich sichtlich wohl. Da fiel mir ein, dass ich eine Serie zum Thema Zigaretten schreiben wollte. Gerade gewöhnt sich wieder jemand in meinem Bekanntenkreis das Rauchen ab und erst neulich war in der Brigitte ein Artikel von Til Raether zum Thema „Rauchen in der Beziehung“. Ich mag den Stil von Herrn Raether und dachte, das kann ich doch auch. Ich selbst bin, anders als er, Nichtraucher, von Geburt an. Ich bin recht undiszipliniert und könnte mir so ein Laster niemals abgewöhnen. Deshalb fasziniert es mich, wenn überzeugte Kettenraucher davon wieder loskommen. Da frage ich gerne nach, woher der Sinneswandel und das Durchhaltevermögen kommen. Viele sagen so etwas wie: >Ich habe mit dem Joggen angefangen und gemerkt, dass ich ohne Zigaretten viel besser Luft bekomme.< Oder: >Ich habe meine Wohnung renoviert und als ich die Gardinenstange abmontiert habe, war die voller Teer. So sieht es ja dann in meiner Lunge aus, dachte ich. Danach habe ich aufgehört.< Oder: >Rauchen ist jetzt überall verboten und ich gehe gerne tauchen, da habe ich einen Entwöhnungskurs gemacht und bin jetzt Nichtraucher.< Einmal traf ich jemand auf einer Party, der gerade dabei war, so einen Kurs zu besuchen. Stolz erklärte er mir, bei ihm habe es jetzt „klick“ gemacht. Der mentale Durchbruch sei ihm gekommen, als der „Dozent“ ein Diagramm aufgemalt habe. (Er malte es gleich auf einen Bierdeckel für mich) Es sah so aus: X/Y-Achse mit den Koordinaten Gute Laune / Tagesverlauf, dazu zwei Kurven, einmal Raucher, einmal Nichtraucher. Während der Nichtraucher in diesem Diagramm den ganzen Tag konstant gute Laune zu haben schien, hatte der arme Raucher immer nur kurze Hochphasen nach einer Zigarette und kam den ganzen Tag nicht an das Stimmungsniveau des Nichtrauchers heran. (wie albern, dachte ich mir, der hat wohl noch nie was von Hormonschwankungen und PMS gehört). Alle Jahre wieder treffe ich diesen Mann auf der immer gleichen Party und – oh Wunder – er ist tatsächlich Nichtraucher geworden und nun seit ein paar Jahren „trocken“. Vielleicht kann ich als ewiger Nichtraucher da nicht mitreden, aber ich freue mich für jeden, der von der Sucht loskommt. Und beim nächsten Mal erzähle ich, warum ich nie Raucher geworden bin.

Wenn einer eine Reise tut…

Mein Freund ist beruflich viel mit der Bahn unterwegs.
Neulich kam er von der Arbeit nach Hause und erzählte eine Geschichte:
Wie so oft, wollte er den Feierabend im Speisewagen einläuten.
Natürlich war er dort nicht alleine. Am Nachbartisch saßen drei Herren,
die offensichtlich schon länger damit beschäftigt waren, den Feierabend einzuläuten.
Sie bestellten eine Cola nach der anderen, ein Schuß aus dem Flachmann
sorgte für Wochenendlaune. Man war gut drauf
und die anderen sollten es ruhig mitkriegen:
Typ Nr.1 fragt lautstark Typ Nr.2: Sach ma, kenns DU eigentlich die Bianca?
Typ-2: Bianca, nee, watte ma. Wie siehtn die aus? Typ-1: Na, sonne Blonde.
Gut gebaut, geile Oberweite, würd ich sofort ficken. Aber total in Ordnung.
Typ-2: Ach DIE Bianca. Die ist doch mit Thorsten zusammen.
Typ-1: Ja, Kollege von mir. Deswegen fick ich die auch nich. Aber sieht schon geil aus. 
Typ-2: Jaaha, wär die nicht mit DEM zusammen, würd ich die auch sofort ficken!
(dann beide zu Typ Nr.3) Und du kennst die Bianca gar nicht? Typ-3 verneint.
Aaach?! Na, dann müssen wir aber mal weiter ausholen.
Und dann erfahren alle, die es wissen oder auch nicht wissen wollen,
alles über die besagte Frau in allen erdenklichen Facetten in ordentlicher Lautstärke.
Schließlich muß mein Freund aussteigen.
Auf dem Bahnsteig stolpert er in eine attraktive Blondine
mit einem auffälligen Club-T-Shirt.
Nanu? Das Shirt kommt ihm bekannt vor.
Die 3 Typen hatten doch auch so eines angehabt!
Blond, Busen, Bikershirt – Bianca! folgert mein Freund.
Er spricht sie an: Entschuldigung, wollten Sie hier vielleicht jemanden abholen?
Sind sie vielleicht Bianca? – Piiep.Piiep.Piep. Klock!
schließen sich die Türen des ICE und tuff,tuff,tuff rattert er davon.
Mein Freund erklärt der Frau, dass ihre Kumpels noch im Speisewagen sitzen
(und von ihr träumen). Er ist auch nicht der einzige, der sie erkennt. Mehre Herren sprechen sie an,um ihr zu sagen, dass die lustige Herrentruppe den Ausstieg verpasst hat (und nun noch eine Weile in Vorfreude auf ein Wiedersehen schwelgen wird)
Aber Bianca ist ja voll in Ordnung, und so wird es wohl nicht so schlimm gewesen sein…

Einmal mehr denke ich, dass der liebe Gott die Männer vor allem geschaffen hat,
um uns Frauen Spaß, Freude und Heiterkeit ins Leben zu bringen.
Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert!

Save the last dance

Meine Tanzschule veranstaltet sonntags immer ein Open-Air Tanzen im Westpark. Jeder darf mal den DJ spielen und sich um die Organisation kümmern. Man muß sich nur vorher in der Tanzschule melden, um Musikbox und Genehmigung zu bekommen. Eigentlich war die Saison offiziell schon zu Ende gegangen, aber für den ersten Sonntag im Oktober war noch schönes Wetter angesagt. Über Facebook meldeten sich einige Tanzwillige, doch es wollte keiner für Organisation und Beschaffung der Ausrüstung zuständig sein. Da haben sich zwei Frauen mit mir zusammengetan und es wurde ein voller Erfolg. Ich kannte die beiden persönlich kaum, aber wir hatten alles da: Sekt, Sessel, Swingmusik – und nach anfänglichen technischen Problemen war die Tanzfläche voll. Die Sonne kam raus, unsere Leute kamen raus und mittlerweile 5 DJs gaben sich das Klinkenkabel in die Hand. Die Atmosphäre im Park ist immer sehr schön und immer etwas Multikulti. Türkische Großfamilien machen Picknick neben grillenden Studenten, chillenden Reggea-Rastas und am Rande der Tanzfläche sitzen Rentner neben Rockern. Oft sind ein paar Kinder dabei, die auch mittanzen wollen, aus allen Nationen dieser Welt. Am Sonntag, bei unserem letzten Tanz im Park, gab es einen besonders schönen Abschluß. Die Sonne neigt sich schon zum Horizont, da kommen drei Männer herbeigeschlendert, südländische Erscheinung. Sie setzen sich auf eine Bank, wo auch Sachen von uns liegen. Die Frau neben mir guckt besorgt, und meint, sie hätte kein gutes Gefühl. Ein kleiner Junge ist auch dabei, ich schimpfe ihn, er solle nicht mit dem Rad über die Tanzfläche fahren. Die Männer schauen uns interessiert beim Tanzen zu. Als wir anfangen, alles einzupacken, gehen die Drei auf die Tanzfläche und zeigen uns, was sie so drauf haben. Sie bilden eine Reihe, der erste zückt sein Handy und sie springen herum wie die Derwische. Eine Mischung aus Pogo und Sirtaki. Der kleine Junge umkreist die Tänzer und filmt alles mit einem Handy. Nun ist es an uns, zu staunen! Die Musik ist so leise, kaum zu hören. Wir fragen, was ist das für ein Tanz? Arabic, Syria! rufen die Männer. Ich nehme ihnen das Handy ab und stöpsele es an unsere Box. Zwei von unseren Tänzern reihen sich ein und tanzen mit. Springen herum und lachen mit den Syrern. Als das Lied verstummt klatschen alle Applaus.

Ob die drei Männer auf der Flucht waren, weiß ich nicht. Sie kamen auf uns zu, waren neugierig und offen, obwohl sie kein Wort Deutsch sprachen. Bestimmt fanden sie unseren Tanz genauso exotisch, wie wir den ihren.  Zum Abschied haben wir uns fröhlich zugewunken.