Alle Beiträge von Susanne Weihl

Über Susanne Weihl

Hier zeige ich Euch meine kleinen Werke, meist gestrickt, gehäkelt oder genäht und erzähle Geschichten, die das Leben so schreibt. Viel Spaß beim Lesen.

Das Leben ist eine Baustelle

Gestern habe ich mir einen Weihnachtsbaum gekauft.
Eigentlich wollte ich keinen, aber nachdem ich gesehen hatte, 
wie schön meine kranke Mutter ihre Wohnung dekoriert hat, 
wollte ich doch einen. 
Ich fuhr in den Baumarkt.
Denn ich gehe gerne in den Baumarkt. 

Oase der Entspannung! 
Ort der schönen Erinnerungen! 

Als kleines Kind liebte ich es, mit meinem Vater durch die 
unendlich hohen Hallen zu laufen und war fasziniert, 
wie dort Badewannen und Kloschüsseln unter der Decke hingen. 
Verkaufsfördernde Jingles und kommerzielle Dudelmusik 
hallen und schallen von weit oben an mein Ohr. 
Ein scheppernder Klang, den es nur im Baumarkt gibt. 
Schlendert man so zwischen den riesigen Regalen, 
entdeckt man die dollsten Sachen und Ideen. 
Neulich kaufte ich spontan einen Aufkleber für eine Freundin. 
Ein Verbotsschild mit einem durchgestrichenen Schuh. 
In ihrer Wohnung muss man nämlich immer die Schuhe aussziehen. 
Beim Bummel im Baumarkt muss ich auch an die vielen Umzüge in meinem Leben denken. An all die Wohnungen, für die ich immer wieder neue Lampen, Gardinenstangen und Farbeimer brauchte. All die Lebensabschnitte, die oft kürzer waren als gedacht. Und es waren einige schöne Umzüge dabei! 
Im Baumarkt bekommt man das Gefühl, es gibt Probleme, die sich lösen lassen. Einfach die richtige Ausrüstung und entsprechendes Material 
in den Einkaufswagen und zur Tat schreiten – ach! 

Ich glaube, ich muss schnell wieder hin. Es gibt immer was zu tun....

Save the last dance

Meine Tanzschule veranstaltet sonntags immer ein Open-Air Tanzen im Westpark. Jeder darf mal den DJ spielen und sich um die Organisation kümmern. Man muß sich nur vorher in der Tanzschule melden, um Musikbox und Genehmigung zu bekommen. Eigentlich war die Saison offiziell schon zu Ende gegangen, aber für den ersten Sonntag im Oktober war noch schönes Wetter angesagt. Über Facebook meldeten sich einige Tanzwillige, doch es wollte keiner für Organisation und Beschaffung der Ausrüstung zuständig sein. Da haben sich zwei Frauen mit mir zusammengetan und es wurde ein voller Erfolg. Ich kannte die beiden persönlich kaum, aber wir hatten alles da: Sekt, Sessel, Swingmusik – und nach anfänglichen technischen Problemen war die Tanzfläche voll. Die Sonne kam raus, unsere Leute kamen raus und mittlerweile 5 DJs gaben sich das Klinkenkabel in die Hand. Die Atmosphäre im Park ist immer sehr schön und immer etwas Multikulti. Türkische Großfamilien machen Picknick neben grillenden Studenten, chillenden Reggea-Rastas und am Rande der Tanzfläche sitzen Rentner neben Rockern. Oft sind ein paar Kinder dabei, die auch mittanzen wollen, aus allen Nationen dieser Welt. Am Sonntag, bei unserem letzten Tanz im Park, gab es einen besonders schönen Abschluß. Die Sonne neigt sich schon zum Horizont, da kommen drei Männer herbeigeschlendert, südländische Erscheinung. Sie setzen sich auf eine Bank, wo auch Sachen von uns liegen. Die Frau neben mir guckt besorgt, und meint, sie hätte kein gutes Gefühl. Ein kleiner Junge ist auch dabei, ich schimpfe ihn, er solle nicht mit dem Rad über die Tanzfläche fahren. Die Männer schauen uns interessiert beim Tanzen zu. Als wir anfangen, alles einzupacken, gehen die Drei auf die Tanzfläche und zeigen uns, was sie so drauf haben. Sie bilden eine Reihe, der erste zückt sein Handy und sie springen herum wie die Derwische. Eine Mischung aus Pogo und Sirtaki. Der kleine Junge umkreist die Tänzer und filmt alles mit einem Handy. Nun ist es an uns, zu staunen! Die Musik ist so leise, kaum zu hören. Wir fragen, was ist das für ein Tanz? Arabic, Syria! rufen die Männer. Ich nehme ihnen das Handy ab und stöpsele es an unsere Box. Zwei von unseren Tänzern reihen sich ein und tanzen mit. Springen herum und lachen mit den Syrern. Als das Lied verstummt klatschen alle Applaus.

Ob die drei Männer auf der Flucht waren, weiß ich nicht. Sie kamen auf uns zu, waren neugierig und offen, obwohl sie kein Wort Deutsch sprachen. Bestimmt fanden sie unseren Tanz genauso exotisch, wie wir den ihren.  Zum Abschied haben wir uns fröhlich zugewunken.

Wir vermissen Dich sehr.

Vor 3 Tagen ist mein Vater gestorben. Mein geliebter Papa. Der wichtigste Mann in meinem Leben. Plötzlich und unerwartet. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist er vor dem Fernseher eingeschlafen. Als meine Mutter nachgeschaut hat, wo er bleibt, ist er nicht mehr aufgewacht. Der schlimmste Moment war, als mein Vater mit den Füßen zuerst hinausgetragen wurde, und das Sofa verlassen zurückblieb, die Pantoffeln davor. Doch was für ein schöner Tod. Die Rosen blühten vor dem Fenster, Rosen standen auf dem Tisch. Es ist Sonntag früh, wir haben Zeit, keiner muss zur Arbeit.                                                  Er war noch so fit. So tatendurstig. So lebenslustig. Wie konnte das geschehen?

Henner ist vor dem Fernseher eingeschlafen. Da klopft es an die Scheibe. Während sein Körper weiter schläft, erwacht sein Geist und hört ein leises Rufen: Lass mich ein, es ist Zeit! Henner öffnet die Terrassentüre und der Sensemann tritt herein: Oh, Du hast aber einen tollen Fernseher, sagt er bewundernd. Ja, sagt Henner, meine Frau hat sich so ein großes Gerät gewünscht. Der ist nagelneu. Es war gar nicht einfach, eine passende Halterung zu bekommen. Und dann mußte ich auch noch den Receiver unauffällig anbringen. Das passte ja alles gar nicht mehr in das alte Regal. Damit der Klang auch gut ist, habe ich unter dem Bildschirm eine Soundbar angebracht. Die Montage hab ich selber ausgetüftelt! Hören Sie – der Klang ist ja wohl spitze! Ja, sagt Gevatter Tod, ich habe Dich beobachtet. Du hast mit deiner Tochter im Wohnzimmer getanzt, zu „I can´t get no Satisfaction“. Bist Du denn nicht zufrieden? Ach doch, sagt Henner. Jetzt, wo ich mir mein Fahrrad gerade umgebaut habe. Mit dem neuen Motor komme ich endlich wieder den Berg hoch. Meine Pumpe macht es nicht mehr so, wissen Sie? Wenn doch nur meine Frau nicht so krank wäre… Na ja, sagt der Tod, ihr geht es aber doch gerade ganz gut. Findest Du nicht, dass sie sich toll erholt hat? – Ja, Sie haben schon recht. Meine Frau sieht richtig gut aus. Wenn es doch nur so bleiben könnte. Der Tod sagt, er könne da wohl etwas helfen. Dann nimmt er sich die Fernbedienung und sagt Henner, er solle sich wieder auf das Sofa legen. Auf dem Fernseher erscheinen jetzt Bilder aus Henners Leben, all die schönen Ereignisse, die er schon erlebt hat,Menschen, die er kennengelernt hat und die Krisen, die er gemeistert hat. Henner staunt und sagt, ja, es stimmt. Ich kann wirklich zufrieden sein. Aber bald werde ich 75. Leider habe ich an Weihnachten Geburtstag. Da hat kaum jemand Zeit für eine große Party. Wieder verspricht der Tod zu helfen. Henner solle die Augen schließen, und von einer schönen Feier träumen. Henners Geist schläft ein, er träumt von seinem Garten und seinen Enkeln und davon, mit seiner Frau noch einmal eine schöne Reise ohne Sorgen zu machen. Tiefer und tiefer sinkt sein Geist in den Traum. So tief, dass er nicht mehr hören kann, wie sie hereinkommt. Gevatter Tod muss jetzt los und nimmt Henners Geist bei der Hand: Komm mit mir nach draussen in den Garten, komm. Henner ist ganz verschlafen und er folgt willenlos. Er blickt noch einmal zurück und sieht seine Frau zum Telefon laufen. Als der Krankenwagen kommt, ist er schon fort.

Fussball fern der Heimat

Mein Freund ist ein großer Fussballfan. Er hat sogar eine Dauerkarte für seinen Lieblingsverein. In diesem Jahr fand weder eine EM noch WM statt, so dass die Sommerpause der Bundesliga unendlich lang erschien und das erste Heimspiel sehnsüchtig erwartet wurde. Aber ach – just an diesem Tag waren wir auf einer Hochzeit geladen. Beim nächsten Spiel war mein Freund beruflich verhindert. Beim nächsten Spiel saßen wir im Flieger auf dem Weg in den Urlaub. Dann waren wir auf meiner Lieblingsinsel Menorca. Dort gibt es zwar viele Touristen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass man an jeder Ecke deutschen Fussball zeigen würde. Tat man auch nicht. Unter unserer Ferienwohnung war ein indisches Restaurant mit W-Lan, so dass mein Freund das nächste Spiel in der Wohnung verbrachte, um wenigstens der Radio-Reportage lauschen zu können. (Ich bin lieber an den Strand gefahren). So konnte es nicht weitergehen. Wir fragten in einer englischen Sportsbar. Fehlanzeige, nur ein Tipp für ein großes Lokal, wo es vielleicht laufen könnte. Leider Nein. Beim Inder unter uns lief immer Sport im großen Fernseher, also fragten wir dort. Obwohl der nette Inder meinem Freund alle Fernbedienungen gab, und er hunderte von Programmen durchsuchen durfte, war die ARD nicht zu empfangen. Unerklärlich! Wie enttäuschend! (Später haben wir herausgefunden, dass ARD über einen anderen Satelliten sendet). Am nächsten Morgen telefonierte ich einige größere Hotels ab. Beim ersten war die deutsche Rezeptionistin freundlich, hatte aber kein ARD. Sie verwies mich an ein anderes Hotel. Dort sprach man deutsch, hatte auch deutsches Fernsehen, war aber unfreundlich. Als mein Freund aufwachte, hatten wir immer noch keine Lösung.

Ein paar Tage zuvor waren wir in einer Strandbar bei einem deutschen Wirt gewesen, der nach eigenem Bekunden schon seit 35 Jahren auf der Insel lebte. Dort hatte ich eigentlich gleich fragen wollen, doch mein Freund meinte, Wirt Helmut hätte keine Ahnung von Fussball. Vor lauter Verzweiflung sind wir dann doch zu ihm gefahren. Auf die Frage, ob er jemanden wüsste, bei dem wir am Abend das Spiel sehen könnten, sagte er zunächst: „Vielleicht bei mir, ich muss nur eben meine Frau fragen.“ Zu früh gefreut. Der Receiver war kaputt. Dann aber kam der entscheidende Tipp: Der einzige, der vielleicht ARD haben könnte, sei der Werner. Der Wirt vom Thai-Restaurant im Nachbarort. Das kannten wir, also nichts wie hin. Wir kommen rein in den Laden und fragen nach Chef Werner. „Oh, tut mir leid“, sagt der Kellner. „Der Chef ist im Krankenhaus.“ Huch! Zum Glück wohl nichts Ernstes. Wir richten Grüße von Wirt Helmut aus und fragen nach dem Fernsehprogramm. Die Miene der Kellners erhellt sich, er gibt uns die Fernbedienung und meint, es wäre gut, dass sein Chef nicht da sei. Der sei nämlich FC Bayern Fan. Schon sitzen wir als einzige Gäste drinnen, direkt vor einem großen Fernseher, der von Buddas umrahmt wird. Das Spiel läuft schon beim ersten Knopfdruck. Wir bestellen ein leckeres Thai-Gericht und unser Verein gewinnt 7:2!

Am nächsten Abend gehen wir zum Inder, um die Geschichte zu erzählen. Der Inder ist ein wenig sauer, weil er eigentlich mit uns gerechnet hatte, nachdem mein Freund so lange an seinem Fernseher rumfummeln durfte. Wir kommen mit den Engländern am Nachbartisch ins Gespräch. Zuerst sagen sie: Ja, wenn ihr deutschen Fussball sehen wollt, warum macht ihr dann nicht Urlaub auf Mallorca? Das ist doch die Insel für deutsche Touristen. Nein? Dann sollten wir es mal in dem größeren Lokal versuchen, was uns schon in der englischen Sportsbar empfohlen worden war. Auch nicht? Ja, Fussball wäre schwierig auf Menorca. Er, der Engländer, müsse in seinem Haus auch immer alleine gucken, weil seine Freunde sich nur für Boote und Yachten interessierten. Aber da gäbe es einen verrückten Deutschen. Der wäre im letzten Jahr bei der WM mit voll beflaggtem Wagen über die Insel gefahren und hätte den WM-Sieg lautstark gefeiert. Hätte der nicht ein Thai-Restaurant? Wir sofort: Ja! Der Werner aus Binisafua! Lustigerweise ist dieses Lokal schon in meiner Kindheit das einzige gewesen, wo wir in den 80ern Sportereignisse, wie die WM oder Wimbledon, am Fernseher verfolgen konnten. Aber das sollte es noch nicht gewesen sein. Ein paar Tage später winkte schon das nächste Spiel. Dieses Mal wurde es sogar international gezeigt. Sehr gerne hätte mein Freund das Spiel unten beim Inder verfolgt. Aber das Restaurant hatte zur Spielzeit Mittagspause. Doch es gab eine Lösung! Mein Freund wurde einfach im Lokal eingesperrt, nachdem man ihm ein leckeres, indisches Essen serviert und gezeigt hatte, wie der Zapfhahn funktioniert. Das Spiel gewannen wir 3:1. Und mein Freund hat während des Spiels noch ein paar Reservierungen angenommen. Das Beste aber war: Auf die Frage nach der Rechnung sagte der Inder zu meinem Freund: „Du bist eingeladen.“

Mein Freund hat ihm jetzt als Dankeschön ein Trikot geschickt. Hoffentlich passt es.

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Pech im Spiel

Neulich war ich auf einer Hochzeit eingeladen. Ein Freund, lange Zeit ein hoffnungsloser Fall, hat zu unserer freudigen Überraschung die Liebe fürs Leben gefunden. Auf der Feier unterhielt ich mich mit einem Bekannten, der mir bei diesem romantischen Anlass von seiner traurigen Trennung nach über 20 Ehejahren erzählte und vom Krebstod seiner Ex-Frau. Inzwischen ist er wieder glücklich liiert, doch manchmal hakelt es auch da. Was oft an seiner tolpatschigen Art liege, meinte mein Bekannter. Als Beispiel erzählte er von einem Volksfest mit Tombola. Es gab tolle Gewinne, wie etwa einen Rundflug, ein neues Handy, ein Radio… Am Nachmittag wurden die Gewinner ausgerufen und plötzlich hörte mein Bekannter seinen Namen. Freudestrahlend eilt er zur Tombola voller Erwartung. Und bekommt: Einen Föhn! Was habe ich gelacht. Der Ärmste hat kaum ein Haar auf dem Kopf. Als er seinen Gewinn in Empfang nimmt, ruft er: Was soll ich denn damit?! Und reißt sich das Käppi vom Kopf. Das Publikum grölt. Den Föhn hat er heute noch. Dann sind wir nach drinnen gegangen und haben zusammen getanzt. Und gelacht.

Pipi beim DJ-Picknick

Bei uns in Dortmund gibt es seit ein paar Jahren eine sehr schöne Veranstaltungsreihe im Sommer. Jedes Wochenende werden in wechselnden Parks DJ-Pult, Bierwagen, Bratwurstbude und Dixi-Klos aufgefahren für eine Super-Sommer-Party-Sause. Der Eintritt ist frei, weil die Party von den Stadtwerken gesponsert wird. Neulich war das Wetter spitze und der Nachmittag auf der Wiese bei den DJs ein großer Spaß. Doch irgendwann muss jeder mal Pipi. Zusammen mit meinem Freund stellte ich mich in der Schlange bei den Toiletten an. Er war natürlich der einzige Mann, umringt von einer Menge feucht-fröhlicher Frauen. Ihr wisst ja, wie es auf dem Damenklo zugeht. Alle machen sich die Haare, restaurieren die Schminke, helfen sich gegenseitig mit Papiertüchern und guten Tipps. Nun gab es open-air aber keinen „Waschraum“, so daß die typischen Toilettengespräche im Wartebereich vor den Toiletten abliefen. Und mein Freund mittendrin. Ich durfte zuerst ins Häuschen, weil er sich noch etwas in der Schlange amüsieren wollte. Als wir fertig waren, erzählte er, daß nach meinem Verschwinden jemand Pinkelhilfen aus Pappe verteilt hätte. Extra für Frauen. Von so etwas hatte ich noch nie gehört, doch mein Freund, der Frauenversteher, wusste sogar, wie diese Dinger heißen: Urinella. Das musste ich mir bei Google und Wikipedia ansehen.  Brauche ich das? Was meint Ihr?

http://www.stupidedia.org/stupi/Urinella

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Murphys Gesetz hat mal wieder recht.

Heute hatte ich einen freien Tag. Geplant war ein Ausflug mit meiner Mutter zur Karl Lagerfeld Ausstellung in Bonn. Vor ein paar Wochen hatten wir den Trip schon anvisiert, aber erst am Mittwoch hatte ich den Urlaubsschein eingereicht, nachdem ich mich mit den Kollegen abgestimmt hatte. Den Montag hatte ich vorgeschlagen, um erstens ein langes Wochenende zu haben und zweitens hatte meine Mutter am Freitag Geburtstag und mir gefiel die Idee, zeitnah etwas Schönes zusammen zu unternehmen. Beim Geburtstagskaffee erzählten wir ihren Freundinnen von unseren Plänen. Auf einmal meinte eine der alten und weisen Damen, Montags seien doch alle Museen auf der ganzen Welt geschlossen. Vermutlich wollte ich noch nie an einem Montag ins Museum, jedenfalls war mir die Idee überhaupt nicht gekommen. Zum Glück waren wir ja noch nicht unterwegs nach Bonn.

Heute morgen wurde ich von meinem Freund liebevoll geweckt, bevor er mir einen schönen Tag wünschte und zur Arbeit ging. Ich wollte in die Stadt, um bei Fielmann neue Kontaktlinsen zu testen. Es regnete leider, daher blieb das Fahrrad im Keller und ich fuhr ins Parkhaus. Scheinbar waren heute alle, die gerne ins Museum gegangen wären, auf die gleiche Idee gekommen. Fielmann war überfüllt, also ging ich ein paar Stunden shoppen. Später war Fielmann immer noch überfüllt, aber meine Probelinsen waren da und ich wollte es hinter mich bringen. Nach einer guten halben Stunde Wartezeit kam ich dran. Weil sich beim Sehtest zwei Wochen zuvor meine Werte ziemlich stark verändert hatten, wollte ich den Test wiederholen. Daraufhin nimmt die Optikerin erstmal eine andere Kundin dazwischen, weil es bei mir ja dann länger dauern würde. Wieder warten. Dann stellt sie fest, daß ihre Kollegin für mich Linsen bestellt hat, mit denen ich nichts sehen würde, weil die Werte gar nicht passten. Dann will sie mich ungefähr eine Stunde lang zu harten Linsen überreden. Die aber für mich nicht in Frage kommen, weil ich Kontaktlinsen nur an Silvester, Karneval und 2-3 anderen besonderen Gelegenheiten trage. Aus verschiedenen Gründen ziehe ich meine Brille vor. Dann endlich wiederholen wir den Sehtest. Diesmal sind die Werte nicht so stark verändert. Aber für meine Augen gibt es keine Tageslinsen, die Hornhautverkrümmung, Kurzsichtigkeit und auch noch Altersweitsicht ausgleichen. Das hätte ihre Kollegin eigentlich auch wissen müssen. Nach langem hin- und her bestelle ich schließlich einen Satz Kontaktlinsen, die aber nur für die Ferne taugen werden und verlasse erschöpft den Laden. Am Parkhaus werden fast 10,- fällig.

Ich beschließe, noch beim Goldschmied im Vorort vorbei zu fahren, wo ich eine Kette zur Änderung abgegeben hatte. Mein Eindruck, dass der Mann trotz Meisterbrief nicht verstanden hat, was er machen soll, hat sich leider bestätigt. Natürlich hatte er die zusätzliche Öse am falschen Ende der Kette angebracht. Er meint, das lässt sich richten. Ich hoffe es. Sehr.

Dann rief ich meinen Bruder an, um mich auszuweinen. Aber ach, auch er brauchte Trost. Heute wurde sein lange ersehnter Strandkorb angeliefert. In der falschen Farbe.

So freue ich mich jetzt richtig darauf, morgen wieder arbeiten zu gehen und mich nur ein wenig von den Kollegen foppen zu lassen….